14 lange Jahre sind ins Land gezogen, seit Alice In Chains ihr letztes, selbstbetiteltes Album veröffentlicht haben. 14 Jahre, in denen ihr charismatischer Sänger Layne Staley an einer Überdosis Drogen starb und die Band auseinander brach, in denen Gitarrist Jerry Cantrell sein zweites Soloalbum veröffentlichte und dabei so ganz nebenbei auf den neuen Alice In Chains-Frontmann William Duvall stieß. Der erscheint wie die stimmliche Reinkarnation Laynes. Wenn einem die ersten Töne des schwermütigen "All Secrets Known" durch Mark und Bein fließen, wird schlagartig klar: William könnte der kleine Bruder des verstorbenen Sängers sein.
Doch nicht nur deswegen lässt gleich der Opener keinen Zweifel daran, mit welcher Band man zu tun hat. Dazu hält Jerry Cantrell das musikalische Ruder zu fest in der Hand, sind seine Riffs zu markant. Dabei sollte auch Drummer Sean Kinney nicht vergessen werden, der der bereits bekannten Single "Check My Brain" mit seinem unschlagbar effektiven Spiel seinen Stempel aufdrückt.
"Lessons Learned" oder das von der Melodieführung überraschend weitläufige "Take Her Out" sollten für diverse wohlige Schauer auf dem Rücken sorgen. So liebt und kennt man die Band noch von früher, die Trademarks könnten deutlicher nicht sein. Altbacken klingt dabei jedoch überhaupt nicht.
Ganz im Gegenteil, der zweistimmige Gesang von William und Jerry gerät so zeitlos wie die zum Teil tonnenschweren, zähen Riffs. Gerade das überlange "A Looking In View" fährt mächtige Geschütze auf, wobei man sich wünscht, dass William bei dem Song mal so richtig explodierte und anfinge zu schreien. Sein Vorgänger wusste nur zu genau, dass Wut manchem Album ganz gut getan hat.
Nun ist William aber kein Klon und besitzt durchaus seine eigene Stimmfarbe, die er vor allem in "Last Of My Kind" zum Ausdruck bringt. Dabei handelt es sich um den Track, zu dem William die Gesangsmelodie im Alleingang geschrieben hat, was man dem sonst typischen Alice In Chains-Songs deutlich anmerkt.
Doch auch im schleppenden "Acid Bubble" hört man immer wieder Williams eigene Stimmfarbe heraus. Allerdings bricht in diese Nummer mit einem abrupten Break plötzlich ein völlig deplatziertes Riff herein, das später leider wiederholt wird.
Ansonsten lassen sich auf "Black Gives Way To Blue" beim besten Willen keine Ausfälle verzeichnen. Vor allem die ruhigen Nummern wie "Your Decision", "When The Sun Rose Again" oder das etwas an "Down In A Hole" erinnernde "Private Hell" verströmen pure Gänsehaut-Atmosphäre.
Gleiches gilt für den abschließenden Titeltrack, der in seiner besinnlichen Art auch von VAST stammen könnte. Dass Elton John sich für die Nummer ans Klavier gesetzt hat, sollte dabei nur eine Randnotiz bleiben. Der Song geht recht plötzlich und viel zu früh zu Ende.
Trackliste:
All Secrets Known
Check My Brain
Last Of My Kind
Your Decision
A Looking In View
When The Sun Rose Again
Acid Bubble
Lessons Learned
Take Her Out
Private Hell
Black Gives Way To Blue
Quelle: laut.de